Inhaltsverzeichnis
Was versteht man unter Insektenstichen?
Was sind die Ursachen und Symptome von Insektenstiche?
Wie werden Insektenstiche behandelt?
Was versteht man unter Insektenstichen?
Bei Insektenstichen handelt es sich durch eine Vielzahl von Insekten wie Stechmücken, Bienen, Wespen, Hummeln oder Hornissen hervorgerufene Hauterscheinungen. Besonders bei steigenden Temperaturen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Insekten gestochen zu werden. Im Frühjahr beginnen diese vermehrt aktiv zu werden, gleichzeitig halten sich Menschen bei schönem Wetter häufiger im Freien auf.
Je nach Art, Lokalisation und Veranlagung des Betroffenen können Insektenstiche unterschiedlichste Reaktionen hervorrufen. Gesteigerte lokale Hautreaktionen aufgrund einer allergischen Reaktion treten bei bis zu einem Viertel der Bevölkerung auf, bis zu 3,5 % entwickeln eine potenziell lebensbedrohliche anaphylaktische Reaktion. Pro Jahr werden in Deutschland etwa 20 Todesfälle dokumentiert, die sich auf Insektenstiche zurückführen lassen.
In tropischen Regionen können sehr gefährliche Krankheiten durch Insekten übertragen werden. Stechmücken geben Malaria, Dengue-Fieber, das Zika-Virus oder Gelbfieber weiter, die Sand- und die Tsetsefliege übertragen die Schlafkrankheit sowie Leishmaniose. In Mitteleuropa werden nur selten übertragbare Krankheiten durch einen Insektenstich weitergegeben. Im Rahmen des Klimawandels bieten sich aber immer bessere Lebensbedingungen für die verschiedensten Mückenarten. So kann man die ursprünglich aus Südostasien stammende Tigermücke mittlerweile auch in Deutschland finden, die als Überträger für Chikungunya-, Dengue- und Zika-Viren gilt.
Was sind die Ursachen und Symptome von Insektenstiche?
In Deutschland spielen hauptsächlich Stiche von Stechmücken, Bienen, Wespen, Hummeln oder Hornissen eine Rolle.
1. Stechmücken
Mücken benötigen Blut um sich fortzupflanzen und nur die weiblichen Insekten verfügen über einen funktionsfähigen Saugrüssel. Mit diesem gelingt es ihnen Blut aus kleinen Adern in der Haut zu saugen. Ihre Opfer finden sie durch Lockstoffe (Pheromone), die von Menschen und Tieren abgesondert werden. Da sich die Zusammensetzung dieser Lockstoffe individuell unterscheidet, werden einige Menschen bevorzugt gestochen, während andere weitestgehend verschont bleiben.
Der Stich der Steckmücke löst am häufigsten lokale Hautreaktionen aus. Diesen liegt eine allergische Reaktion auf Eiweiße des Insektenspeichels zugrunde. Die körpereigene Immunabwehr stuft die harmlosen Proteine fälschlicherweise als gefährlich ein und mobilisiert weitere Abwehrzellen, um diese zu bekämpfen. In Folge kommt es zu einer unverhältnismäßig starken Entzündungsreaktion.
Dreiviertel der Bevölkerung reagieren auf einen Stich der Steckmücke unmittelbar mit einer juckenden, weißen bis rötlichen Schwellungen der Haut (Quaddelbildung oder Urtikaria genannt). Bei knapp der Hälfte kommt es zu einer Spättypreaktion in Form von erbsengroßen, knötchenartigen Verdickungen (Papelbildung). Nur in seltenen Fällen ziehen Stiche von Mücken schwere Krankheitsbilder nach sich.
2. Hautflügler wie Bienen, Wespen, Hummeln oder Hornissen
Bienen, Wespen sowie Hummeln und Hornissen nutzen ihren Giftstachel zur Verteidigung. Sie gehen nur zum Angriff über, wenn sie sich bedroht fühlen. Wildes Herumfuchteln, Berührungen und unbemerkter Kontakt sind Auslöser für derartige Stiche.
Hierbei geben Wespen, Hornissen und Hummeln weniger Gift in die Haut ab als Bienen, weil sie ihren Stachel meist wieder aus der Haut ziehen können. Der Stachel einer Biene besitzt einen Widerhaken, der sich in der Haut verankert und die Biene beim Herausziehen tödlich verletzt. Der Stachel verleibt zusammen mit einem giftgefüllten Bläschen in der Haut und sorgt dafür, dass das Bienengift bis zur Entfernung des Stachels weiterhin abgegeben wird.
In Folge kommt es an der Einstichstelle zu Juckreiz, Schwellungen oder Quaddelbildung. Ein Aufkratzen der Insektenstiche kann dazu führen, dass sich der Stich entzündet und Schmerzen, Überwärmung, starke Schwellungen, Eiter oder Fieber nach sich ziehen.
Aber auch systemische Reaktionen wie Magen-Darm- sowie Herz-Kreislauf-Beschwerden, die bis zu einem lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock führen können, sind mögliche Folgen eines Insektenstichs. Durch extreme Reaktionen des Immunsystems weiten sich die Blutgefäße, was zu einem schlagartigen Abfall des Blutdrucks führt. In Folge werden die Organe nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Häufig führen Atemstillstand oder Herz-Kreislauf-Versagen zum Tod.
Ebenfalls lebensbedrohlich sind Stiche im Mund-Rachen-Raum. Durch den Stich kann die Luftröhre so stark anschwellen, dass die Atmung stark eingeschränkt wird.
Wie werden Insektenstiche behandelt?
Generell muss nach einem Bienenstich vor weiteren Maßnahmen der Stachel entfernt werden, um eine weitere Abgabe des Giftes zu verhindern. Bei der Entfernung ist es wichtig den Stachel nicht zusammenzudrücken, sondern mit dem Fingernagel wegzukratzen. Dieses Vorgehen verhindert, dass sich das giftgefüllte Bläschen des Stachels nicht in die Haut entleert.
Insektenstiche sollten dann schnell mit feuchten Tüchern gekühlt werden um Juckreiz und Schwellung zu minimieren. Die Tücher werden etwa 20 Minuten belassen und die Kühlung bei Bedarf nach einigen Stunden wiederholt.
Je nach Art und Schwere der Reaktion auf einen Insektenstich kann dieser im Anschluss individuell behandelt:
1. H1-Antihistaminika in Form von Tabletten, Tropfen oder Säften z.B. Loratadin, Cetirizin
Sie hemmen den Botenstoff Histamin im Zellgewebe und unterdrücken dadurch die allergische Reaktion.
2. H1-Antihistaminika in Form von Salben oder Gel z.B. Tripelennamin oder Dimetinden
Auch sie hemmen den Botenstoff Histamin im Zellgewebe und wirken juckreizstillend an der Einstichstelle.
3. Lokal angewendete Corticoide wie Hydrocortison
Corticoide hemmen die Entzündung und dämpfen die Immunreaktion.
4. Ärztliche (Notfall)versorgung bei starken allergischen Reaktionen
Wenn die Hautschwellung mehr als 10 cm Umfang annimmt, spricht man von einer gesteigerten örtlichen Reaktion, die ärztlich untersucht und behandelt werden sollte. Allgemeinreaktionen, wie Fieber, Herz-Kreislauf-Beschwerden bis hin zur Ohnmacht, müssen schnell ärztlich versorgt werden.
5. Notfallset
Bei einer bekannten Insektenstichallergie sollten Betroffene den Kontakt mit den verursachenden Insekten vermeiden und ein Notfallset mit sich führen. Dieses umfasst Adrenalin-Autoinjektoren, eine cortisonhaltige Tablette oder einen cortisonhaltigen Saft sowie ein Antihistaminikum.
6. Prophylaxe durch Hyposensibilisierung
Vorbeugend kann besonders bei Wespen- oder Bienenstichallergien eine Hyposensibilisierung helfen. Bei dieser speziellen Immuntherapie wird in regelmäßigen Abständen eine geringe Dosis des Insektengifts unter die Haut injiziert und das Immunsystem so langsam an das Gift gewöhnt, ohne dass es zu heftigen Reaktionen kommt.
Quellen:
Mutschler Arzneimittelwirkungen. 8. Auflage
Taschenatlas Pharmakologie, 5. Auflage
https://www.aerzteblatt.de/archiv/124322/Insektenstiche