Inhaltsverzeichnis
Was versteht man unter einer Mittelohrentzündung?
Was sind die Ursachen einer Mittelohrentzündung?
Was sind die Symptome einer Mittelohrentzündung?
Wie wird eine Mittelohrentzündung behandelt?
Was versteht man unter einer Mittelohrentzündung?
Eine Mittelohrentzündung wird in der medizinischen Fachsprache auch als Otitis media bezeichnet. Hierbei handelt es sich um eine bakterielle oder virale Entzündung des Mittelohres.
Charakteristisch für eine Otitis media sind Ohrenschmerzen, verbunden mit einem eingeschränkten Hörvermögen. Eine Entzündung des Mittelohres ist die häufigste Ohrerkrankung bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr. Bei ihnen ist die Überleitung zwischen Nasen-Rachenraum und Mittelohr noch nicht ganz ausgereift und somit kürzer und horizontaler angelegt. Krankheitserreger können dadurch leichter auf das Mittelohr übergreifen.
Das Ohr ist aus drei Teilen aufgebaut:
- Außenohr: Das Außenohr umfasst die Ohrmuschel, den trichterförmigen Gehörgang und den äußeren Teil des Trommelfells. Diese dünne, elastische Membran sitzt am inneren Ende des Gehörgangs und trennt diesen vom Mittelohr. Treffen Geräusche in Form von Schallwellen auf das Ohr, wird das Trommelfell in Schwingungen versetzt. Diese Schwingungen werden an die Gehörknöchelchen im Mittelohr und anschließend in das Innenohr geleitet. Dort werden die Informationen der Schallwellen weiter verarbeitet.
- Mittelohr: Im Mittelohr befindet sich die Paukenhöhle. In diesem luftgefüllten Hohlraum befinden sich die drei Gehörknöchelchen: Hammer, Amboss und Steigbügel. Das Mittelohr ist über die Eustachische Röhre (auch Ohrtrompete oder Tube genannt) mit dem Nasen-Rachenraum verbunden. Diese Verbindung ist wichtig für die Belüftung des Mittelohres und für den Druckausgleich zwischen der Paukenhöhle und der Umgebung.
- Innenohr: Das Innenohr ist eine Struktur im seitlichen Schädelknochen. Es ist mit der Paukenhöhle über zwei Knochenöffnungen verbunden und beherbergt die anatomischen Komponenten des Hör- und Gleichgewichtssinns.
Was sind die Ursachen einer Mittelohrentzündung?
1. Erkältung
In den meisten Fällen geht einer Mittelohrentzündung ein Infekt des Nasen-Rachenraums voraus, der über die Eustachische Röhre ins Mittelohr aufsteigt. Durch die dort fehlenden Abflussmöglichkeiten kommt zu Schmerzen und Druck im Ohr. Die infektbedingte Schleimhautschwellung des Nasen-Rachenraumes verschlechtert die Belüftung des Mittelohres und begünstigt so eine Ausbreitung der Krankheitserreger.
2. Verletzungen des Trommelfells
In seltenen Fällen können Krankheitserreger durch ein verletztes Trommelfell, wie beispielsweise durch eine unsachgemäße und übertriebene Reinigung der Ohren mit Q-Tips, in das Mittelohr.
3. Spezielle Infekte
Eine akute Mittelohrentzündung kann in seltenen Fällen in Folge einer Masern- oder Scharlach-Infektion auftreten. Die Krankheitserreger gelangen hierbei über die Blutbahn ins Mittelohr und können das Trommelfell dauerhaft schädigen. Auch Influenzaviren können zu einer Mittelohrentzündung führen, die nicht selten auch das Innenohr in Mitleidenschaft zieht und zu bleibenden Hörschäden führt. Eine Infektion mit dem bakteriellen Erreger streptococcus mucosus kann ebenfalls eine Mittelohrentzündung nach sich ziehen.
Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko für eine Mittelohrentzündung. Hierzu zählen Allergien, ein geschwächtes Immunsystem, vergrößerte Rachenmandeln, das Vorliegen einer Gaumenspalte, Raucher in naher Umgebung, kein Stillen in den ersten drei Lebensmonaten und ständiges Nuckeln am Schnuller.
Was sind die Symptome einer Mittelohrentzündung?
Eine Mittelohrentzündung kann sich durch typische Anzeichen wie stechende, pulsierende Ohrenschmerzen, Druckgefühl, hohes Fieber und teilweise starke Kopfschmerzen äußern. Meist lassen die Schmerzen nach einiger Zeit nach und treten dann nach einigen Stunden erneut auf. Durch die Flüssigkeitsansammlung im Mittelohr wird Druck auf das Trommelfell ausgeübt und dadurch Hörstörungen verursacht.
Eine Mittelohrentzündung kann aber auch ohne die typischen Symptome vorliegen. Besonders bei Säuglingen und Kleinkindern machen sich die Ohrenschmerzen häufig nur durch unruhigen Schlaf und Quengeligkeit bemerkbar. Ein vorliegender Ohrzwang (die Kinder greifen sich ständig an das betroffene Ohr), Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen und Durchfall können ebenfalls Hinweise auf eine Mittelohrentzündung sein.
Kommt es im weiteren Krankheitsverlauf zu einer Entzündung der Paukenhöhlenschleimhaut, kann dies zu einem Paukenerguss führen. Hierbei handelt es sich um eine Sekretansammlung in der Paukenhöhle. Je größer die angesammelte Flüssigkeitsmenge wird, desto mehr Druck wird in Folge auf das Trommelfell ausgeübt. Es reißt, das Sekret kann nach außen abfließen und durch die Entlastung kommt es zur unmittelbaren Schmerzfreiheit. Das ablaufende Sekret bezeichnet man als Ohrenfluss (Otorrhö).
Wie wird eine Mittelohrentzündung behandelt?
Viral bedingte Mittelohrentzündungen klingen üblicherweise nach wenigen Tagen ohne Probleme ab. Häufige Mittelohrentzündungen können ohne entsprechende Therapie chronisch werden, zu starken Vernarbungen des Trommelfells und zu einem eingeschränkten Hörvermögen führen.
1. Antiphlogistika und Analgetika
Schmerzlindernde und entzündungshemmende Arzneistoffe wie Ibuprofen können in From von Tabletten, Säften oder Zäpfchen die Schmerzen einer Mittelohrentzündung lindern.
Das Analgetikum Phenazon wird in Kombination mit einem lokal betäubenden Wirkstoff in Form von Ohrentropfen angewendet. Diese dürfen allerdings nur bei einem intakten Trommelfell angewendet werden und sollten vor dem Eintropfen in der Hand erwärmt werden. Ihr Nutzen ist allerdings begrenz, da sie das Trommelfell nicht passieren und somit nicht bis zum dahinterliegenden Mittelohr vordringen können.
2. alpha1-Sympathomimetika z.B. Naphazolin, Oxymetazolin, Xylometazolin
Diese Wirkstoffe werden lokal als Nasentropfen,-spray, salbe oder -gel angewendet, Sie wirken abschwellend an der Nasenschleimhaut und an der Mündung der Eustachischen Röhre in den Nasenrachen. Dadurch kommt es zu einer Verbesserung des Seketabflusses.
3. Sekretolytika z.B. Myrtol oder Acetylcystein
Diese oral eingenommen Substanzen lösen das festsitzenden Sekret und sorgen dadurch zu einer verbesserten Belüftung des Mittelohres.
4. Antibiotika
Eine Therapie mit Antibiotika in oraler oder lokaler Darreichungsform ist nur bei einer ärztlich diagnostizierten bakteriellen Infektion angezeigt.
5. Operative Eingriffe
Das Durchstechen oder Einschneiden des Trommelfells ist dann angeraten, wenn junge Patienten über längere Zeit unter einem Druckgefühl im Ohr leiden. Dieser kleine Eingriff lässt die angestaute Flüssigkeit hinter dem Trommelfell abfließen und der Druck lässt nach. Die Ursache der Sekretansammlung wird hierdurch allerdings nicht behoben. Der Durchstich oder Schnitt im Trommelfell heilt von selbst. Bei regelmässig wiederkehrenden Mittelohrentzündungen kann ein Röhrchen (Paukenröhrchen) in das Trommelfell eingesetzt werden. Dadurch kann Flüssigkeit ablaufen und die Belüftung des Mittelohres verbessert sich.
6. Sonstige Maßnahmen
Bei nur leichten Beschwerden kann Wärme in Form von Rotlichtanwendungen oder warmen Auflagen den Heilungsprozess fördern. Bei einer akuten Entzündung und starken Schmerzen sollte Wärme allerdings vermieden werden.
Zwiebelsäckchen sind ein bewährtes Hausmittel um leichte Entzündungen zu lindern und Schleim zu lösen. Hierzu wird eine Zwiebel geschält und in feine Würfel geschnitten. Der Zwiebelsaft wird ausgedrückt und die Zwiebelstücke in ein Stoffsäckchen oder eine kleine Socke gefüllt. Diese wird auf das schmerzende Ohr gelegt. Dort kann es bis zu einer Stunde belassen werden und bei Bedarf bis zu drei mal täglich wiederholt werden.
In manchen Fällen ist das Hörvermögen nach einer Mittelohrentzündung eingeschränkt. Ursache kann eine noch eingeschränkte Durchgängigkeit der Eucharistischen Röhre sein. Das sogenannte „Vasalva-Manöver“ kann hierbei Abhilfe schaffen: das Kind hat den Mund geschlossen, hält sich die Nase zu und versucht, Luft durch die geschlossene Nase auszublasen.
Auch eine hyperbare Belüftung des Innenohres mittels eines Nasenballons kann helfen. Hierbei handelt es sich um ein kleines Röhrchen an dessen Ende ein herkömmlicher Luftballon befestigt ist. Das abgerundete Stück des Röhrchens wird in einen Nasengang einführt. Nun wird das andere Nasenloch zuhalten und der Ballon aufgeblasen. Durch den erhöhten Naseninnendruck soll die Verbindung zwischen Nase und Ohr wieder geöffnet, die Paukenhöhle belüftet, enthaltene Flüssigkeit ablaufen und das Hörvermögen verbessert werden. Der Nasenballon wird üblicherweise dreimal am Tag verwendet.
Quellen:
Mutschler Arzneimittelwirkungen. 8. Auflage
Taschenatlas Pharmakologie, 5. Auflage
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/oft-kurz-immer-heftig/
https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/gesundheitsprobleme-von-kindern/erkrankungen-von-hals-nase-und-ohren-bei-kindern/eitrige-mittelohrentzündung-bei-kindern