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Startet jetzt der Durchbruch mit Insulintabletten?

J. Ehresmann
J. Ehresmann
Aktualisiert am 09. August 2018

Nie wieder Insulin spritzen? Insulin als Tablette – für Diabetiker sicherlich eine schöne Vorstellung. Schlucken statt spritzen lautet die Devise, womit die Insulin-Aufnahme erleichtert werden soll. Soll Insulin in Tablettenform zukünftig erhältlich sein? Neue Forschungen geben zumindest Hoffnung. Mehr dazu im folgenden Beitrag.  

Insulinbehandlung unumgänglich

Bei schwerem Diabetes mellitus ist die Insulinbehandlung unumgänglich. Das Insulin muss unter die Haut gespritzt werden, was der betroffene Diabetiker selbst ohne Schwierigkeiten erlernt. Die Art und die Häufigkeit der Insulininjektionen hängen nicht nur von der Schwere der Krankheit ab, sondern auch von persönlichen und berufsbedingten Umständen. Manchmal steht für Patienten, die trotz intensiver Einstellungsbemühungen mit der Insulintherapie regellose Blutzuckerschwankungen aufweisen, die Insulinpumpe zur Verfügung. Jeder Diabetiker kann in Situationen geraten, die seine Diabeteseinstellung schwer gefährden und eine lebensbedrohliche Entgleisung des Diabetes verursachen können.

Insulin in Tablettenform

Das Blutzucker-regulierende Hormon Insulin als Injektion ist bislang für Menschen mit Diabetes mellitus Typ 1 sowie starkem Diabetes mellitus Typ 2 ein stetiger Begleiter. Denn wenn die körpereigenen Insulin-produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse ihre Funktion nicht mehr ausüben können, muss der Körper exogen regelmäßig mit Insulin versorgt werden, das durch Insulin-Spritzen möglich gemacht wird. Die Angst vor der Nadel oder Schmerz vereinfachen dieses Prozedere leider nicht, sondern stellen sich als unangenehm dar, sodass viele Betroffene nicht konsequent genug ihren Blutzuckerspiegel im Blick behalten und ihr Stoffwechsel aus dem Lot gebracht werden kann.

Auch die schlechte Vereinbarkeit mit alltäglichen Tätigkeiten kann dazu führen, dass Diabetiker davon abgehalten werden, sich rechtzeitig die benötigte Insulin-Injektion zu verabreichen. Auch Beschwerden an der Einstichstelle, wie Hautausschlag bis hin zur Quaddelbildung machen das Spritzen von Insulin unangenehm. Bisher kann Insulin dem Körper nur ausschließlich per Injektion zugeführt werden. Wie schön wäre es da, wenn die Möglichkeit gegeben wäre, Insulin oral per Tablette einzunehmen. Die Entwicklung einer entsprechenden Tablette hat sich aber bislang als eher tückisch erwiesen. Folgende Gründe sind hierfür zu erwähnen: Die Insulin-Tablette würde im Normalfall spätestens im Magen durch die Magensäure zersetzt werden. Selbst wenn die Tablette die Barriere der Magensäure überwinden könnte, würde das Hormon kaum aus dem Darm ins Blut gelangen. Bis dato ist man daran gescheitert, dass vor allem die Salzsäure des Magens das sensible Hormon Insulin zerstört.

Viele Forschungen sind bisher durchgeführt worden, einige auch mit Erfolg, aber bisher ohne dass dabei jemals Insulin als Kapsel auf den Markt gekommen ist: Das entsprechende Präparat, Insulin in Tablettenform, ist in einer Studie bereits im Sommer 2017 mit Erfolg getestet worden. Trotz allem ist die Tablette auf dem Markt noch nicht verfügbar, da von dem enthaltenen Insulin nur verhältnismäßig kleine Mengen ins Blut gelangen, sodass die Produktion nicht ökonomisch genug wäre: Für die Tablette würde 50-mal so viel Insulin benötigt wie beim Spritzen, was das Produkt zu teuer macht, sodass die Herstellung aus Kostengründen eingestellt wurde. 

Nun der Durchbruch?!: Die Entwicklung einer Insulin-Tablette, die Magen-und Darm-Hürden übersteht und einfach und kostengünstig hergestellt werden kann, ist einem Team an der Harvard Universität in den USA gelungen. In der Fachzeitschrift PNAS haben Forscher der Harvard Universität vielversprechende Ergebnisse zu Insulin in Tablettenform veröffentlicht: Ihnen ist es gelungen, ein spezielles Trägermedium, eine ionische Flüssigkeit bestehend aus Cholin und Geraniumsäure, kurz CAGE genannt, für das Insulin zu entwickeln, welches dem Schutz vor dem Abbau im Magen-und Darmtrakt dient und einen Transport über die Blutgefäße bis hin zur Leber ermöglichen kann.

Erfolgreich getestet

Versprochen wird eine einfache und preiswerte Herstellung einer Insulin-Tablette, sodass eine Massenproduktion finanziell zu bewältigen wäre. Der Vorteil dieser Insulin-Tablette sei zudem, verglichen mit so manchen Insulin-Injektionen, dass diese bei Raumtemperatur ohne Probleme zwei Monate lang gelagert werden könne, gekühlt sogar vier Monate lang. Das Präparat werde in Tierstudien genauer erforscht, getestet wurde die neue Insulin-Formulierung erfolgreich im Reagenzglas und in ersten Versuchen mit Ratten. Von Bedarf ist es, Erfahrungen im Hinblick auf Langzeitverträglichkeit und Bioverfügbarkeit zu sammeln, so der Stand von Juli 2018. Erst dann könne sich zeigen, ob das Präparat zukünftig auch an Patienten zum Einsatz kommen könnte, damit dem Weg zur Insulin-Tablette nichts mehr im Wege steht. Bis zur Anwendung am Menschen ist es von hier aus allerdings noch ein weiter weg, aber der Wunsch nach „Insulin in der Kapsel“ bleibt hoffentlich nicht mehr lange unerfüllt, bis eines Tages das lebenswichtige Hormon Insulin nicht mehr gespritzt, sondern nur noch geschluckt werden muss.

Allgemeine Maßnahmen als Diabetiker

Als Diabetiker soll man auf gesunde und regelmäßige Lebensführung bedacht sein: Das betrifft vor allem eine besonders sorgfältige Hygiene, regelmäßige körperliche Betätigung, die aber nicht überfordernd sein sollte, sowie ausreichender Schlaf. Eine Kalorien- und Gewichtsreduktion sowie körperliches Training ist anzustreben und das Rauchen aufgegeben und der Alkoholgenuss stark eingeschränkt werden. Bei regelmäßiger ärztlicher Überwachung und Einhaltung der ärztlichen Anordnung sowie das Einhalten einer gesunden, vernünftigen Lebensweise hat ein Diabetiker nahezu die gleiche Lebenserwartung wie ein gesunder Mensch.

 

Über die Autor:innen

J. Ehresmann

J. Ehresmann

Die ausgebildete Operations-Technische Assistentin hat nach ihrer dreijährigen Ausbildung eine Weiterbildung zur Chirurgisch-Technischen Assistentin in der Allgemein- und Visceralchirurgie in Köln absolviert. Inzwischen blickt sie auf eine mehrjährige Erfahrung in der OP-Assistenz in diesem Fachgebiet zurück. Neben ihrer Tätigkeit im OP studiert Frau Ehresmann Humanmedizin in einem Modellstudiengang in Aachen.

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