Verdauungsbeschwerden: Tipps und Hilfe aus der Apotheke
Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung – Verdauungsprobleme gehören zum Alltag. Fast jeder erlebt sie gelegentlich, auch wenn kaum jemand darüber spricht. Mal liegt das Essen schwer im Magen, mal fühlt sich der Darm träge und aufgebläht an. Solche Symptome sind in der Regel harmlos, beeinträchtigen aber das Wohlbefinden deutlich.
Die Verdauungsfunktion lässt sich meist mit einfachen Maßnahmen wieder ins Gleichgewicht bringen. Wer die Auslöser kennt, kann gezielt gegensteuern – mit Hausmitteln, pflanzlicher Unterstützung oder passenden rezeptfreien Präparaten. Hier erfahren Sie, welche Ursachen typischen Magen-Darm-Beschwerden zugrunde liegen und wie Sie sie mit sanften, aber wirksamen Maßnahmen lindern können.
Inhaltsverzeichnis
Zu viel Luft im Bauch: Ursachen und Hilfe bei Blähungen
Völlegefühl – Wenn der Magen nicht zur Ruhe kommt
Reizdarm verstehen – Wenn die Verdauung aus dem Takt gerät
Nahrungsmittelunverträglichkeiten – Wenn Essen zur Belastung wird
Träge Verdauung – Wenn der Darm zu langsam arbeitet
Probiotika – im Trend, aber nicht immer sinnvoll
Fazit – sanfte Hilfe, die wirkt
Zu viel Luft im Bauch: Ursachen und Hilfe bei Blähungen
Weltweit leiden etwa 18 Prozent der Erwachsenen regelmäßig unter Blähungen. Die Luftansammlungen sind überwiegend harmlos, können das Wohlbefinden jedoch spürbar einschränken. Besonders unangenehm: Sie treten oft unberechenbar auf – an einem Tag bleibt der Darm ruhig, am nächsten reagiert er schon auf kleine Veränderungen empfindlich.
Symptome
Typisch für Blähungen sind ein aufgeblähter Bauch, Druckgefühl und hörbare Darmgeräusche. Nicht selten kommen Krämpfe oder ein unangenehmes Spannungsgefühl im Bauchraum dazu. Die Probleme treten größtenteils nach dem Essen oder am Abend auf, wenn sich im Darm vermehrt Luft ansammelt.
Schon kleine Mahlzeiten können dann schwer im Magen liegen und ein Gefühl von Trägheit auslösen. Viele Betroffene fühlen sich müde, unkonzentriert oder erschöpft, obwohl sie kaum gegessen haben. Diese Reaktionen verdeutlichen, wie eng der Verdauungsprozess mit dem allgemeinen Wohlbefinden verknüpft ist.
Wenn Blähungen aufs Herz drücken
Starke Blähungen oder ein überfüllter Magen können das Zwerchfell nach oben drücken und so Brustschmerzen oder Herzklopfen auslösen. Fachleute sprechen dann von sogenanntem Roemheld-Syndrom. Auch hier treten die Beschwerden gewöhnlich nach dem Essen auf und verschwinden, sobald sich die Luft im Bauch löst. Obwohl das unangenehm ist, gilt das Roemheld-Syndrom als harmlos und lässt sich durch ruhiges Essen und entblähende Mittel gut vermeiden.
Ursachen
Blähungen entstehen, wenn sich im Darm zu viel Gas bildet oder eingeschlossene Luft nicht entweichen kann. Häufige Auslöser sind Ernährung, Essverhalten, bestimmte Medikamente oder Stress. Blähende Lebensmittel wie Kohl, Zwiebeln und Hülsenfrüchte, Zuckeralkohole in Light-Produkten, kohlensäurehaltige Getränke oder hastiges Essen gehören zu den typischen Ursachen. Auch ein gestörtes Gleichgewicht der Darmflora, etwa nach einer Antibiotikatherapie, kann die Gasbildung begünstigen.
Hausmittel
Bei Blähungen helfen Wärme, Bewegung und pflanzliche Zubereitungen am zuverlässigsten. Eine Wärmflasche auf dem Bauch entspannt die Muskulatur und lindert Krämpfe. Ein kurzer Spaziergang nach dem Essen unterstützt die Darmtätigkeit, da Bewegung die Gasableitung fördert. Besonders wohltuend ist ein Tee aus Fenchel, Anis und Kümmel – er löst Luftblasen und beruhigt den Magen-Darm-Trakt. Wichtig bleibt, langsam zu essen und gründlich zu kauen, damit möglichst wenig Luft in Magen und Darm gelangt.
Hilfe aus der Apotheke
Verschiedene frei verkäufliche Präparate können Blähungen und Druckgefühle wirksam lindern. Dabei geht es vorwiegend darum, Luftansammlungen zu verringern und das natürliche Gleichgewicht des Darms zu stabilisieren:
- Entschäumende Substanzen lösen Gasblasen im Darm auf und mindern so das Spannungsgefühl, ohne den Stoffwechsel zu beeinflussen.
- Pflanzliche Wirkstoffe mit entblähender und krampflösender Wirkung entspannen die Darmmuskulatur und fördern die Gasableitung.
Wann Blähungen unbedenklich sind – und wann ärztliche Abklärung nötig ist:
Harmlos: gelegentliche Gasansammlungen nach üppigen oder blähenden Mahlzeiten.
Abklärungsbedürftig: starke Schmerzen, deutlich aufgeblähter Bauch, unbeabsichtigter Gewichtsverlust oder Blut im Stuhl.
Völlegefühl – Wenn der Magen nicht zur Ruhe kommt
Weihnachten steht vor der Tür: Gänsebraten, deftige Soßen, Plätzchen und ein Glas Sekt gehören für viele einfach dazu. Doch nach dem festlichen Essen meldet sich das Unbehagen – die Verdauung läuft träge und selbst kleine Portionen liegen schwer im Magen. Mit etwas Achtsamkeit, Bewegung und gezielter Unterstützung durch bewährte Präparate lässt sich das Druckgefühl für gewöhnlich schnell wieder lösen.
Symptome
Typisch für Völlegefühl sind Druck oder Dehnungsgefühl im Oberbauch. Schon kleine Portionen führen zu schneller Sättigung, vielfach begleitet von Aufstoßen oder Brennen hinter dem Brustbein.
Häufig kommen Blähungen, Übelkeit oder Trägheit hinzu – besonders nach fettreichen oder hastig gegessenen Mahlzeiten. Das Unwohlsein beginnt kurz nach dem Essen und lässt nach, sobald der Magen entlastet ist. Viele Betroffene fühlen sich in dieser Zeit müde, unruhig oder abgeschlagen, weil der Körper mit der Nahrungsverwertung stark beschäftigt ist.
Ursachen
Zumeist steckt eine verlangsamte Magenentleerung hinter den Symptomen. Der Magen produziert zu wenig Verdauungssäfte oder arbeitet unter Stress zu träge. Große Portionen, hastiges Essen und stark zuckerhaltige Getränke verschlimmern das Problem. Auch Bewegungsmangel oder bestimmte Medikamente, etwa Protonenpumpenhemmer, können das Gefühl der Schwere begünstigen.
Hausmittel
Wenn der Magen überlastet ist, helfen meist ein wenig Geduld und Achtsamkeit. Langsames, ungestörtes Essen entlastet die Verdauung. Ein Spaziergang nach der Mahlzeit regt die Magenaktivität an, Wärme auf dem Oberbauch entspannt und mindert das Völlegefühl.
Unterschätze Helfer für Magen und Darm: Bitterstoffe
Bitterstoffe regen die Bildung von Speichel, Magensäure und Gallensaft an. Früher waren sie selbstverständlich Bestandteil der Ernährung – etwa durch Löwenzahn, Chicorée oder Rucola. Heute fehlen sie größtenteils auf unseren Tellern. Pflanzliche Bittertropfen aus der Apotheke können diese natürliche Unterstützung wirksam ergänzen.
Hilfe aus der Apotheke
Auch gegen das Spannungsgefühl nach dem Essen stehen sanfte und wirksame Mittel zur Verfügung. Ziel ist es, die Verdauung zu aktivieren, die Magenbewegung zu aktivieren und das überlastete Empfinden im Oberbauch zu lösen:
- Pflanzliche Wirkstoffe mit Bitterstoffen regen die Bildung von Magensaft und Galle an. Sie unterstützen die Fettverwertung und entlasten den Magen.
- Magenberuhigende Kräuterextrakte lindern Blähungen, Druck und leichte Krämpfe, indem sie die Muskulatur entspannen und die natürliche Magenbewegung anregen.
- Verdauungsenzyme ergänzen bei Bedarf die körpereigenen Enzyme und erleichtern die Verarbeitung reichhaltiger Mahlzeiten.
Reizdarm verstehen – Wenn die Verdauung aus dem Takt gerät
Das Reizdarmsyndrom (RDS) gehört zu den häufigsten funktionellen Verdauungsstörungen. In Deutschland sind schätzungsweise über 12 Millionen Menschen betroffen, Frauen deutlich öfter als Männer. Die Beschwerden können phasenweise stark ausgeprägt sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.
Beim Reizdarmsyndrom liegt keine organische Erkrankung vor, sondern eine Funktionsstörung: Der Darm ist gesund, reagiert jedoch überempfindlich. Stress, bestimmte Nahrungsmittel oder hormonelle Veränderungen verstärken die Problematik. Durch die gesteigerte Empfindlichkeit werden selbst normale Verdauungsvorgänge wie Gasbildung oder Bewegung als schmerzhaft wahrgenommen.
Symptome
Reizdarm zeigt sich bei jedem unterschiedlich. Vielfach wechseln sich Durchfall und Verstopfung ab, begleitet von Blähungen, Krämpfen und Enge im Unterbauch. Viele Betroffene empfinden ein anhaltendes Unwohlsein oder haben den Eindruck, sich nach dem Toilettengang nicht vollständig entleeren zu können. Die Symptome treten oftmals in Schüben auf und verstärken sich bei Stress oder unausgewogener Ernährung.
Ursachen
Die genaue Ursache des Reizdarmsyndroms (RDS) ist bislang nicht abschließend geklärt. Vermutet wird ein gestörtes Zusammenspiel von Darmflora, Nervensystem und Immunsystem. Auch psychische Belastungen, Infektionen oder Antibiotikatherapien können eine Rolle spielen. Unter Stress gerät die Darm-Hirn-Achse aus dem Gleichgewicht – der Darm reagiert empfindlicher und arbeitet unregelmäßig.
Hausmittel
Ein geregelter Tagesrhythmus mit festen Mahlzeiten und kurzen Pausen unterstützt die Magen-Darm-Funktion, Wärme löst Krämpfe, Bewegung aktiviert den Darm und Entspannungstechniken wie Atemübungen oder Yoga mindern innere Anspannung.
Ein Ernährungstagebuch hilft, persönliche Auslöser zu identifizieren – etwa Milchzucker, Fruktose oder fettreiche Speisen. Empfehlenswert sind mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt statt großer Portionen.
Reizdarm und Psyche
Der Darm reagiert sensibel auf emotionale Belastungen. Stress beeinflusst seine Beweglichkeit und erhöht die Schmerzempfindlichkeit. Entspannung bildet deshalb einen zentralen Bestandteil jeder Behandlung.
Hilfe aus der Apotheke
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Darmfunktion zu regulieren und Reizreaktionen zu mildern. Je nach Beschwerdebild kommen unterschiedliche Ansätze infrage – mit dem Ziel, Magen und Darm ins Gleichgewicht zu bringen und zu beruhigen:
- Pflanzliche Wirkstoffe mit krampflösender oder entblähender Wirkung entspannen die Muskulatur des Verdauungstrakts – Krämpfe, Druck und Völlegefühle lassen spürbar nach.
- Ballaststoffreiche Präparate regulieren die Stuhlkonsistenz, wirken sowohl bei Verstopfung als auch bei Durchfall ausgleichend und fördern einen gleichmäßigen Verdauungsrhythmus.
- Probiotika können das Gleichgewicht der Darmflora unterstützen. Leitlinien empfehlen ihren Einsatz beim Reizdarmsyndrom als optionale Maßnahme, wenn andere Ansätze nicht ausreichen oder eine gestörte Darmflora vermutet wird. Die Wirksamkeit hängt jedoch vom jeweiligen Bakterienstamm ab und ist nicht für alle Präparate belegt.
Viele Betroffene profitieren von einer individuell abgestimmten Kombination dieser Maßnahmen. Die fachkundige pharmazeutische Beratung unterstützt dabei, die passende Balance zu finden und die Verdauung schrittweise zu stabilisieren.
Nahrungsmittelunverträglichkeiten – Wenn Essen zur Belastung wird
Wiederkehrende Verdauungsbeschwerden beruhen nicht immer auf einer Erkrankung, sondern in vielen Fällen auf einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. In Deutschland sind etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung betroffen – viele ohne Diagnose. Am häufigsten treten Laktose-, Fruktose- und Histaminintoleranz auf.
Symptome
Typisch für eine Nahrungsmittelunverträglichkeit sind Blähungen, Spannungen im Oberbauch, Völlegefühl und wechselnder Stuhlgang nach bestimmten Lebensmitteln. Manchmal kommen Müdigkeit, Kopfschmerzen oder Hautreaktionen hinzu. Da die Symptome nicht selten verzögert auftreten, bleibt die Ursache zunächst unklar.
Ursachen
Nahrungsmittelunverträglichkeiten entstehen, wenn der Körper bestimmte Bestandteile der Nahrung nicht richtig abbauen kann. Oft steckt ein Mangel an Enzymen dahinter – winzigen Eiweißen, die normalerweise helfen, Nährstoffe zu spalten. Wenn sie fehlen oder zu schwach arbeiten, gelangen unverdaute Stoffe in den Darm. Dort werden sie von Bakterien zersetzt, was zu Gasbildung, Druck oder anderen Belastungen führt.
- Laktoseintoleranz
Bei einer Laktoseintoleranz produziert der Körper zu wenig Laktase – das Enzym, das Milchzucker aufspaltet. Unverdaute Laktose gelangt in den Dickdarm, wo Bakterien sie zersetzen und dabei Gase bilden. Typisch sind Blähungen, Enge im Bauchraum und Durchfall. In Deutschland betrifft das etwa 15 Prozent der Erwachsenen.
- Fruktosemalabsorption
Eine Fruktosemalabsorption liegt vor, wenn der Dünndarm Fruchtzucker nur unzureichend aufnimmt. Der unverdaute Anteil gelangt in den Dickdarm, wo er Gärungsprozesse anregt und Beeinträchtigungen wie Blähungen, Druck oder Durchfall verursacht – ähnlich wie bei einer Laktoseintoleranz.
- Histaminintoleranz
Bei einer Histaminintoleranz baut der Körper Histamin nicht ausreichend ab. Das Enzym Diaminoxidase arbeitet zu langsam oder steht nur in geringer Menge zur Verfügung. Nach dem Verzehr histaminreicher Lebensmittel wie Käse, Rotwein oder Fisch können Kopfschmerzen, Hautrötungen, Hitzegefühle oder Magenprobleme auftreten.
Hausmittel
Bei Verdacht auf eine Unverträglichkeit hilft es, genau hinzuschauen: Welche Speisen lösen Beschwerden aus – und wann? Ein Ernährungstagebuch schafft Klarheit über mögliche Zusammenhänge. Wärme lindert akute Spannungsgefühle, leicht verdauliche Kost wie gekochtes Gemüse oder gedünsteter Fisch entlastet den Darm. Auch ausreichende Flüssigkeitszufuhr und ruhiges Essen verbessern die Nahrungsverwertung.
Hilfe aus der Apotheke
Verschiedene Ansätze können dabei helfen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten besser zu bewältigen und den Alltag spürbar zu erleichtern. Ziel ist es, den Darm zu entlasten und die Verträglichkeit empfindlicher Lebensmittel zu verbessern:
- Enzympräparate ersetzen fehlende Verdauungsenzyme. Sie verbessern den Abbau von Milchzucker und machen auch blähende Speisen wie Hülsenfrüchte oder ballaststoffreiche Lebensmittel verträglicher.
- Sanft regulierende Ballaststoffe harmonisieren die Darmtätigkeit und fördern eine gesunde Darmfunktion.
- Selbsttests aus der Apotheke geben erste Hinweise auf Laktose- oder Fruktoseunverträglichkeit und bereiten eine gezielte ärztliche Abklärung vor.
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Typische Auslöser |
Hauptsymptome |
Was hilft |
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Laktoseintoleranz |
Milch, Joghurt, Sahne, Käse (je nach Reifegrad) |
Blähungen, Durchfall, Druckgefühl, Völlegefühl |
Enzympräparate mit Laktase, milchfreie Alternativen |
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Fruktosemalabsorption |
Obst (v. a. Äpfel, Birnen, Trauben), Honig, Fruchtsäfte, Sorbit |
Blähungen, Durchfall, Völlegefühl, Müdigkeit |
fruktosearme Kost, kleine Portionen |
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Histaminintoleranz |
Gereifter Käse, Rotwein, Fisch, Wurst, Tomaten |
Hautrötung, Kopfschmerzen, Hitzegefühl, Magenbeschwerden |
histaminarme Ernährung, frische Lebensmittel, Enzymunterstützung mit Diaminoxidase |
Träge Verdauung – Wenn der Darm zu langsam arbeitet
Ein träger Darm entwickelt sich oft schleichend: Der Stuhlgang bleibt unregelmäßig, das Gefühl der Erleichterung fehlt, und selbst leichte Mahlzeiten belasten. Rund jeder sechste Erwachsene kämpft regelmäßig damit, Frauen häufiger als Männer. Meist liegt keine ernsthafte Ursache vor, doch das Wohlbefinden leidet deutlich.
Symptome
Typische Anzeichen sind seltener Stuhlgang (weniger als dreimal pro Woche), harter oder klumpiger Stuhl, Druck im Unterbauch und ein Gefühl von Fülle. Viele Betroffene empfinden die Entleerung als unvollständig, was immer wieder Unwohlsein und Reizbarkeit auslöst.
Ursachen
Hauptursachen sind meist Bewegungsmangel, ballaststoffarme Ernährung und unzureichende Flüssigkeitszufuhr. Auch hormonelle Veränderungen, Stress oder Medikamente wie Eisenpräparate und Schmerzmittel können die Darmpassage verlangsamen. Mit dem Alter nimmt zudem die natürliche Darmaktivität ab.
Hausmittel
Oft genügt eine Anpassung des Lebensstils: ausreichend trinken, ballaststoffreich essen und regelmäßig bewegen. Vollkornprodukte, Leinsamen und Flohsamenschalen regen die natürliche Darmentleerung an – wenn sie mit genügend Flüssigkeit kombiniert werden. Ein Glas warmes Wasser am Morgen kann zusätzlich die Verdauung anregen. Entscheidend ist eine feste Routine, denn der Darm reagiert positiv auf regelmäßige Abläufe.
Hilfe aus der Apotheke
Ein träger Darm benötigt sanfte Unterstützung, um seinen natürlichen Rhythmus wiederzufinden. Verschiedene frei verkäufliche Mittel können die Darmtätigkeit sanft anregen, ohne sie zu belasten:
- Ballaststoffreiche Präparate mit pflanzlichen Quellstoffen erhöhen das Stuhlvolumen und fördern die Darmbewegung – für eine regelmäßige, natürliche Darmpassage.
- Osmotisch wirkende Mittel binden Wasser im Darm, machen den Stuhl weicher und erleichtern die Entleerung. Sie gelten als gut verträglich und eignen sich auch für eine längere Anwendung.
- Pflanzliche Anregungsmittel helfen zusätzlich, wenn die Verdauung vorübergehend stockt – etwa bei Stress, hormonellen Schwankungen oder nach Ernährungsumstellungen.
- Bei leichter Verstopfung können bestimmte Probiotika unterstützend wirken, etwa Präparate mit Bifidobakterien-Stämmen. Sie gehören jedoch nicht zur Standardtherapie, können aber ergänzend zum Einsatz kommen, wenn Ernährungsumstellung und Ballaststoffe nicht ausreichen.
Stimulierende Abführmittel mit Vorsicht anwenden
Stimulanzien wie Sennesblätter oder Bisacodyl sollten nur kurzzeitig eingesetzt werden. Sie regen die Darmtätigkeit direkt an, können bei regelmäßiger Anwendung jedoch zu Gewöhnung führen.
Probiotika – im Trend, aber nicht immer sinnvoll
Probiotika sind derzeit in aller Munde – wortwörtlich. Kaum ein Thema wird in den sozialen Medien so stark beworben wie die „Darmgesundheit“. Präparate mit lebenden Bakterien versprechen ein besseres Wohlbefinden, eine leichtere Verdauung oder gar weniger Blähungen. Doch nicht bei jedem Beschwerdebild ist ihr Einsatz wissenschaftlich gut belegt.
Leitlinien empfehlen Probiotika allerdings nur gezielt – zum Beispiel beim Reizdarmsyndrom, wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen oder eine gestörte Darmflora vermutet wird. Für Blähungen, Völlegefühl oder Verstopfungen fehlt bislang eine eindeutige Evidenz. Der Nutzen hängt zudem stark vom verwendeten Bakterienstamm ab.
Wer Probiotika ausprobiert, sollte dies also bewusst und zeitlich begrenzt tun – idealerweise nach fachlicher Beratung und nicht allein auf Basis von Werbung oder allgemeinen Empfehlungen.
Eine gesunde Darmflora – warum sie wichtig ist
Eine ausgewogene Darmflora trägt entscheidend zum Wohlbefinden bei. Die Vielzahl nützlicher Bakterien unterstützt die Nahrungsverwertung, schützt die Darmschleimhaut und spielt eine wichtige Rolle für das Immunsystem. Gerät dieses Gleichgewicht aus dem Takt, kann das Verdauungsprobleme begünstigen. Gründe dafür sind häufig Stress, eine unausgewogene Ernährung oder bestimmte Medikamente.
Eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Gemüse, Vollkornprodukten und ausreichend Flüssigkeit stärkt die Darmflora und unterstützt ihr natürliches Gleichgewicht.
Fazit – sanfte Hilfe, die wirkt
Blähungen, Völlegefühl oder eine träge Verdauung sind für gewöhnlich harmlos, beeinträchtigen aber oft das Wohlbefinden. Mit den richtigen Maßnahmen lässt sich der Magen-Darm-Trakt meist wieder ins Gleichgewicht bringen: ausgewogene Ernährung, ausreichend Flüssigkeit, Bewegung und feste Routinen. Wärme, pflanzliche Unterstützung und ein bewusster Umgang mit belastenden Lebensmitteln helfen zusätzlich, Beschwerden zu lindern.
Probiotika oder andere Präparate können gezielt zum Einsatz kommen – dort, wo ihr Nutzen belegt ist. Die Apotheke bietet dafür fachkundige Beratung und individuell abgestimmte Lösungen. So bleibt die Verdauung im natürlichen Rhythmus und das Wohlgefühl kehrt zurück.
Quellen anzeigen
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Über die Autor:innen
Linda Künzig
Linda Künzig, Apothekerin mit Weiterbildungen im Bereich Homöopathie und Naturheilverfahren. Neben ihrer Tätigkeit in einer öffentlichen Apotheke unterstützt sie seit Mai 2019 die Apomio-Redaktion als freie Autorin.
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